Amazon, eine Reprise

Von | 18. Dezember 2013

image Es ist mir ein Anliegen, an dieser Stelle zu Amazon noch einige Worte zu schreiben. Als zu Beginn des Jahres der sogenannte “Amazon-Skandal” – ausgelöst durch eine ARD-Doku – passiert ist, war auch ich echt betroffen. Ich habe mir damals diese Doku extra nochmal angesehen und war – ausgehend davon dass da sauber und korrekt recherchiert wurde (kann man halt nicht kontrollieren) – schockiert über die Umstände, die geschildert und gezeigt wurden. Die Bedingungen, unter denen das Personal dort angestellt wurde und arbeiten mussten, waren wirklich in keinster Weise okay und angemessen.

Ich habe damals für mich beschlossen Amazon zwar nicht den Rücken zu kehren aber doch jeden zukünftigen Einkauf zu hinterfragen, ob dieser nicht auch wo anders als bei Amazon gemacht werden kann und vor allem das Thema im Bekannten- und Verwandtenkreis zu thematisieren. Ich habe das viele Wochen lang gemacht – aber wie es leider so oft im Leben ist, rücken bestimmte Aspekte irgendwann in den Hintergrund und aus Bequemlichkeit landet man wieder bei alten Gewohnheiten. Sobald derartige Mißstände nicht mehr in den Medien artikuliert werden oder das Thema nicht mehr interessant ist, rücken sie in den Hintergrund und geraten irgendwie in Vergessenheit.

Die absolute Markt-Dominanz von Amazon ist nun mal existent – und kein Einkauf im Internet führt an Amazon und der Werbung für Amazon vorbei. Ich habe vor kurzem erst in einer Diskussion die Aussage eines deutschen Freundes zur Kenntnis genommen, dass “die Geschäfte sowieso aussterben werden und man irgendwann nur mehr beim Online-Handel einkaufen wird”. Diese These mag nun stimmen oder nicht, Faktum ist dass der Onlinehandel boomt wie noch nie und sich das Handelsvolumen immer mehr ins Netz verlagert. Ob nun Amazon der weltweit größte Versandhändler bleibt oder andere Versandhändler hier in Zukunft große Marktanteile besetzen wird sich zeigen, am Marktriesen kommt man sehr schwer vorbei.

Es gibt noch immer viele Probleme, auch heuer zum Weihnachtsgeschäft drohen in deutschen Amazon-Logistikstützpunkten Streiks. Die Zustände sind offensichtlich zwar besser geworden aber immer noch nicht wirklich sozial. Es dürfte noch immer Unterbezahlung geben, zumindest bei Anstellung über Leihfirmen. Andererseits sollte man natürlich auch bedenken, dass viele Menschen aus dem Ausland, die in ihrer Heimat entweder gar keine oder nur extrem niedrig bezahlte Arbeit bekommen können, beim Versandriesen endlich Arbeit finden und Geld verdienen können. Und schlussendlich versucht Amazon natürlich auch, wirtschaftlich zu arbeiten und kauft deshalb (am freien Markt) Billigkräfte ein (wie auch immer man dazu stehen mag).

Es gibt übrigens ja auch noch eine Reihe anderer Beispiele für dieses “Amazon-Syndrom”, man denke nur an Apple und die Bedingungen bei deren Zulieferfirmen in China, vor allem die Firma Foxconn (die übrigens auch für Intel, HP, Dell, Nintendo, Sony, Microsoft und wahrscheinlich viele andere produziert).

 

Alex, ein netter Leser meines Blogs hat mich jedenfalls darauf aufmerksam gemacht, dass meine Werbung für Amazon in Anbetracht meiner bisherigen Blogbeiträge irgendwie unpassend wäre.

So betrachtet stimmt das sogar und ich muss ihm diesbezüglich recht geben, denn beispielsweise in meinem Beitrag “Agrarprofit” wird sehr kritisch hinterfragt wer die eigentlichen Hersteller unserer Produkte sind, unter welchen Bedingungen diese eigentlich produziert werden und dass man darüber genau nachdenken sollte.

Somit hat mich dieser Brief eines Lesers – trotz der platzierten Werbung oder eigentlich genau deshalb – wieder erneut sensibel gemacht, zukünftige Einkäufe – egal wo – wieder mehr zu hinterfragen, sich die Firmen genauer anzusehen und darüber nachzudenken, bei welchem Lieferant man am besten seinen Einkauf platziert – danke dafür.

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