Google+ das neue Facebook?

Von | 18. Juli 2011

image Google+ eine neue Facebook-Kopie?

Auf den ersten Blick mag es so erscheinen – die Details allerdings offenbaren ein neues soziales Netzwerk, mit dem sogar ich mich anfreunden könnte.

Im Vergleich zum Platzhirsch ergibt sich IMHO vor allem dieser große Unterschied: Während sich in Facebook immer zwei Teilnehmer als Freunde verbinden, bildet Google+ mit seinen “Circles” die Realität viel genauer nach.

Heißt: Auf eine Freundschaftsanfrage auf Facebook muss immer irgendwie reagiert werden: Annehmen (was das Schnellste, Höflichste und Angenehmste ist), Ablehnen (was einem Affront gleichkommt und selten gemacht wird) und liegen lassen (was ebenso unhöflich wie ablehnend wirkt). Das erklärt auch, warum viele Facebook-Teilnehmer aberhunderte und abertausende Freunde haben, von denen sie eigentlich nur einen Bruchteil wirklich kennen – ja es sind oft sogar Freunde dabei, die in der Realitiät nicht nur keine Freunde, sondern vielleicht Feinde, Konkurrenten oder sonstige Personen sind, mit denen man vielleicht niemals befreundet wäre. Man denke nur mal an die Freundschaftsanfrage vom Chef, von Kunden oder sonstigen Personen, mit denen man auf Facebook nicht unbedingt befreundet sein möchte…

Google+ arbeitet hier mit sogenannten Circles (Kreisen). Circles sind dazu da, Personen zu gruppieren, deren Nachrichten man in Zukuft ansehen (und teilen) möchte. Jeder Benutzer kann beliebige Circles bilden und Personen in diese Circles einladen. Jede eingeladene Person bekommt eine Benachrichtigung und kann jene Person, die die Einladung verschickt hat, entweder ignorieren oder eben annehmen und in eine seiner eigenen Circles stecken. Die Circles sind – wie gesagt- frei definierbar, man könnte also auch einen Circle “Papierkorb” definieren ;-). Jeder Teilnehmer kann zwar sehen, dass er in einen Circle einsortiert wurde, aber nicht wie dieser heißt – ebenfalls kann kein Teilnehmer erkennen ob und wann er wieder aus einem Circle gelöscht wurde.

Beim Posten einer Nachricht werden diese Circles ebenfalls wieder verwendet. Je Posting kann der Benutzer entscheiden wer es sehen darf: entweder einzelne Personen, Mitglieder ein oder mehrerer Circles oder “erweiterte Circles”: Das sind dann alle Mitglieder der eigenen Circles und alle Mitglieder deren Circles. Somit ist es hier ganz gut möglich, je Posting zu entscheiden für welchen Adressatenkreis dieses bestimmt ist. Während allgemeine Meldungen den Weg in erweiterte Circles finden werden, bleiben private Fotos möglicherweise nur im Familienkreis. Das ist m.E. ein absolut toller Weg, weil er die Realität viel genauer abbildet als Facebook: Es gibt eben einen Kreis der Angehörigen, der Freunde, der Arbeitskollegen, usw. – und in diesen Kreisen wird einfach unterschiedlich und über Unterschiedliches kommuniziert.

Als zweites (vielleicht in Zukunft wichtiges) Element von Google+ gibt es den “Hangout”: Einen Video-Chat, der im Browser läuft und in dem beliebig viele Teilnehmer Video-Sitzungen abhalten können. Während die Videobilder aller Teilnehmer im unteren Bereich (klein) sichtbar sind, kann Hangout anscheinend erkennen, welcher Teilnehmer gerade das “Sagen” hat und schaltet diesen dann auf das Hauptbild (ich hab’s leider noch nicht ausprobiert – klingt jedoch vielversprechend…).

Und drittens gibt’s bei Google+ noch den Google Takeout, der für die Export-Funktionalitäten aller Daten vorgesehen ist.. Meint, dass alle Daten zusammengepackt und heruntergeladen werden können – ganz im Gegensatz zu Facebook, wenngleich natürlich Google sich dieses Killerfeature als Newcomer in diesem Bereich ohne Mühen leisten kann…

Wichtig zu wissen ist auch, dass ein Google+ Account natürlich eng mit dem eigentlichen Google-Account verknüpft ist. Das heißt dass man im Vergleich zu Facebook natürlich meist unter seiner wirklichen Identität unterwegs ist. Und außerdem wird der Bilderdienst Picasa, der Videodienst YouTube sowie die mit +1 gekennzeichneten Web-Inhalte verknüpft.

Tja, was soll ich sagen? Der erste Eindruck überzeugt absolut! Gab ich bisher so wenig Daten wie nur möglich an die große Google-Datenkrake weiter, so hat dieses Verhalten gerade in letzter Zeit ohnehin schon sehr darunter gelitten, dass ich ständig eingeloggt blieb und somit Google ganz gut beim Datensammeln geholfen habe. Und ein Schwenk meiner zwar geringen, aber doch vorhandenen Präsenz auf Facebook nach Google+ würde sicherlich helfen, hinsichtlich des eigenen Privacy-Gefühls wieder ein wenig besser schlafen zu können. Denke ich zumindest derzeit…

Kommentar verfassen